Sonntag, 27. Dezember 2009

Galapagos - Enchanted Islands

Galapagos, das ist Schnorcheln mit Haien und allen Arten von Rochen, das sind gigantische Riesenschildkroeten, das ist eine unvergleichliche einzigartige unberuehrt-schoene Landschaft, das sind Meeresschildkroeten am Strand, Albatrosse, Delfine und Seehunde und das ist - zumindest fuer uns - Weihnachten unter Palmen!


Die meisten Touristen, die nach Puerto Ayora (die Hauptstadt der Inselregion) kommen, steigen sofort vom Flugzeug in eins der Kreuzfahrtschiffe, denn eine 5- bis 8-taegige Kreuzfahrt gehoert zum Standardprogramm eines jeden Galapagosaufenthalts.

Auch fuer uns!

So haben wir acht Tage auf der stattlichen Guantanamera verbracht und dabei den pazifischen Ozean auf der Suche nach endemischen Arten und den schoensten Flecken in Galapagos durchkreuzt. Allen Seekranken sei an dieser Stelle gesagt: Was einen nicht umbringt, macht einen nur haerter! Der Seegang war teilweise wirklich so stark, dass man nachts in seiner Koje hin- und hergerollt ist.

Aber alle Strapazen waren es wert!


Da die gesamte Tierwelt von menschlichen Einfluessen lange verschont geblieben ist, sind fast alle Tierarten zutraulich und neugierig. Da kann es dann schon einmal passieren, dass sich Darwin-Finken im Haar einnisten oder Seehunde einem ins Bein zwicken.

In der richtigen Jahreszeit kann man sogar Blaufusstoelpel und Fregattvoegel aus naechster Naehe bei ihrem drolligen Balztanz beobachten oder den Voegeln ungestoert beim Brueten zuschauen.

Wer mehr ueber Galapagos erfahren will, kann ein bisschen auf folgenden Seiten stoebern:
http://www.galapagospark.org/ oder
http://de.wikipedia.org/wiki/Gal%C3%A1pagos-Inseln

Die Zeit auf Galapagos (wir wollten urspruenglich nur zehn Tage bleiben, am Ende waren es dann doch 25 :)) gehoert auf jeden Fall zu den Highlights meiner Suedamerikatour und allen, die sich ueberlegen ihren naechsten Urlaub dort zu verbringen sei gesagt: Die ecuatorianische Regierung hat gerade beschlossen den Eintrittspreis von 100 auf 150 Dollar zu erhoehen (umgerechnet etwa 110 Euro) und weitere Preissteigerungen sind geplant!

Man sollte deshalb nicht zu lange warten, um diese einmaligen Inseln zu besuchen: Es lohnt sich!

Danach muss man sich dann erst einmal daran gewoehnen, dass nicht jedes Tier von sich aus auf einen halben Meter herankommt, um sich problemlos fotografieren zu lassen :)

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch 2010!!!!


Ich wuensche euch allen ein schoenes und besinnliches Weihnachtsfest 2009 und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Lasst es krachen und vergesst die guten Vorsaetze nicht :)

Ganz liebe Gruesse aus Ecuador und demnaechst gibt es dann auch Bilder von Galapagos! Don't miss :)

Freitag, 16. Oktober 2009

Maedchen, steh auf!

So lautet die deutsche Uebersetzung von Talita Kumi, einer Einrichtung fuer Maedchen und junge Muetter in Quito, die von den Strasse Ecuadors oder aus anderen Risikosituationen kommen.
Fuer diese Zielgruppe gibt es auch heute noch kaum Hilfsangebote oder Anlaufstellen und so haben besonders Maedchen in den laendlichen Provinzen Ecuadors meist keine Chance aus der Spirale von Gewalt, Missbrauch und Armut auszubrechen.

Seit 1987 existiert in Quito deshalb die Einrichtung Caminos de Esperanza Talita Kumi, in der Maedchen und junge Muetter im Alter zwischen 12 bis ca. 19 Jahren Schutz, Beratung und persoenliche Annahme finden. Sie koennen dort Unterkunft, Verpflegung sowie medizinische, juristische und psychologische Hilfen und spaeter auch eine berufliche Qualifizierung erhalten.

Ehrlich: Ich wusste nicht so recht was mich erwartet, als ich am 30. September in Quito gelandet bin, um die Einrichtung fuer sechs Wochen bei der Presse- und Oeffentlichkeitsarbeit zu unterstuetzen.

Doch sofort haben mich die beiden Heimleiter Diego und Alexandra sehr herzlich aufgenommen und mittlerweile fuehle ich mich fast schon wie in einer grossen Familie :) Obwohl es oft nicht leicht ist 17 halbwuechsigen “Schwestern” und sechs Kleinkindern gerecht zu werden mit denen man fast 24 Stunden am Tag zusammenlebt…

Neben meiner eigentlichen Pressearbeit (die in Ecuador sehr langsam vorangeht, was mich jedes Mal fast wahnsinnig macht :)) helfe ich den Maedels bei ihren Hausaufgaben, beschaeftige ihre Kinder (mein persoenliches AHA-Erlebnis: Kleine Kinder fangen nicht zwangslaeufig an zu heulen, wenn sie mich sehen! :)), nehme an den Kursen teil (wenn ihr in der Adventszeit zufaellig Weihnachtskarten von Talita Kumi seht… die koennten von mir sein :)), unterstuetze die Psychologin bei der Einzel- und Gruppentherapie (ich hab ja irgendwann auch mal Psychologie studiert, lang lang ists her…) und versuche mit den Maedels so normal wie moeglich umzugehen, was angesichts ihrer Vorgeschichten oft richtig schwer ist…

Die meisten von ihnen kommen aus zerruetteten Familien und haben oft fast 10 Halb- und Stiefgeschwister. Ein normales Familien- und Alltagsleben haben sie nie kennengelernt und Dinge, die fuer uns selbstverstaendlich sind (wie z.B. dass man seine Sachen in Ordnung haelt usw.) muss man ihnen immer und immer wieder sagen. Die jungen Muetter (die meisten haben ihre Kinder mit ca. 14 bekommen und was wirklich krass ist: oft vom Vater/Bruder/Onkel…) wissen kaum wie sie mit ihren Kindern umgehen sollen, weil sie im Umgang mit ihren Muettern so etwas selbst nie erfahren haben.

Doch trotz allem haben sie das Lachen nicht verlernt und dafuer bewundere ich sie wirklich. Egal, welche Probleme die Maedels auch mit sich rumschleppen – sie sind immer freundlich, hilfsbereit und fuer jeden Spass zu haben (und haben vor allem extrem Geduld mit meinem Spanisch :)).

Fuer mich ist die Zeit in Quito eine Erfahrung, die ich nicht vergessen werde. Und ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit hier ein bisschen dazu beitragen kann, dass die Einrichtung in Ecuador und Deutschland langfristig bekannter wird, denn der Bedarf ist da!

Hasta pronto de lindo Ecuador!

Und hier noch ein Text, den ich im November 2009, kurz vor meiner Abreise, für die Internetseite der Talita Kumi (www.talitakumiev.de) geschrieben habe:

Die Tage in der Talita Kumi II in Tumbaco, Ecuador, beginnen früh. Die kleine Michaela hat Hunger. Man hört das Trippeln vieler Füße auf den Licht durchfluteten Fluren des Hauses. Das Lachen der Mädchen und die Stimmen der Heimeltern Diego und Alexandra vermischen sich zu einer fröhlichen spanischen Melodie und die aufgeweckte Leisi Fernanda (3) begleitet ihre Mutter Liced (18) in die Gemeinschaftsküche des Hauses, wo diese gemeinsam mit zwei weiteren Mädchen das Frühstück für die gesamte Gruppe vorbereitet.

Als ich im September 2009 zum ersten Mal die große Talita-Familie kennengelernt habe, wurde ich sofort herzlich und mit offenen Armen empfangen. Obwohl die meisten Mädchen in ihrem Leben bereits Schreckliches erlebt haben, gehen sie gleich freundlich und unbefangen auf mich zu und akzeptieren mich als eine Art „große Schwester“, was mich wirklich tief beeindruckt hat.

Bis Ende November 2009 habe ich mich dann in erster Linie um die Öffentlichkeitsarbeit der Talita in Ecuador gekümmert und dabei auch die Produktion eines Films unterstützt, der auf spanisch und deutsch über die Arbeit der Talita informiert. Noch in diesem Jahr soll es auch eine spanischsprachige Webseite geben. Die Vorbereitung von Interviews und Artikeln für die lokalen Medien sowie der Kontakt zu einheimischen Journalisten standen dabei ebenso auf der Tagesordnung wie die Suche nach geeigneten Sponsoren vor Ort.

Diese Aufgaben waren eine große Herausforderung für mich, da sich die Arbeitsweise in Ecuador doch sehr von der in Deutschland unterscheidet und man Dinge grundsätzlich auf mañana (morgen) verschiebt. Zusätzlich wurde unsere Arbeit in dieser Zeit noch durch anhaltende Stromausfälle erschwert, die oft alle Pläne über den Haufen geworfen haben.

Am meisten konnte ich jedoch von den Mädchen lernen. Wie sie aufblühen können, wenn man sie lässt und welche Fähigkeiten sie entwickeln können, wenn sie entsprechend gefördert werden.

Die 16-jährige Deirica Sujeidy bringt es auf einen Punkt: „Ohne die Talita hätte ich keine Chance gehabt. Hier habe ich Freunde gefunden und Menschen, die mich unterstützen und an mich glauben.“ Die Mädchen können zur Schule gehen, haben ein sicheres Zuhause und eine neue Perspektive. Es ist einfach schön, sie lachen zu sehen oder an ihren Wünschen und Träumen teilhaben zu können. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass die Talita in Ecuador wirklich gebraucht wird.

Weil ich nach meiner Zeit in der Talita nun auch – wie wahrscheinlich viele andere – mit dem „Talita-Virus“ infiziert bin, wird das bestimmt nicht mein letzter Besuch in Tumbaco gewesen sein. Ich hoffe sehr, dass das Projekt auch in Zukunft noch vielen Mädchen einen neuen Lebensweg ermöglicht und dass das unbeschwerte Lachen in der Talita noch lange zu hören ist!

Du willst nach Kolumbien…?!?

Das musste ich mir im Vorfeld einige Male anhoeren. Klar, das Land hat nicht das beste Image und bestimmt auch so seine kleineren und groesseren Probleme, aber trotzdem ist es auf jeden Fall mindestens eine Reise wert!

Nachdem wir Mitte September am noerdlichsten Grenzuebergang zwischen Venezuela und Kolumbien (von der suedlichen Grenze wird aus Sicherheitsgruenden oft abgeraten) das teilweise ausgestorbene Niemandsland passiert hatten, war unser erstes kolumbianisches Ziel das Kuestenstaedtchen Santa Marta, das gleichzeitig als Ausgangspunkt fuer die Tour zur „verlorenen Stadt“ der Tayrona-Indianer, der Ciudad Perdida, dient.

In sechs Tagen durchquert man dabei 18mal mehr oder weniger reissende Fluesse (mit seinem gesamten Gepaeck), kaempft mit den blutruenstigsten Insekten (immun gegen jedes bekannte Abwehrspray), erklimmt (oh welch schoenes Wort! :)) 1.000 Stufen, trotzt Wind und sintflutartigem Regen und steht schliesslich mitten im spirituellen Zentrum der Tayrona-Indianer, das heute von extrem gelangweilten Staatstruppen gegen etwaige Uebergriffe von Seiten der Guerillas oder Paramilitaers gesichert wird. Trotzdem kommt so ein bisschen Indiana-Jones-Feeling auf (wenn man die mit ihren Waffen protzenden Juenglinge in ihren Uniformen ausblendet :)).

Uebrigens: Als ich erfahren habe, dass die FARC normalerweise bei Ueberfaellen nur kraeftige, gesunde und spanischsprachige Geiseln auswaehlt war ich vollstaendig beruhigt, da ich zwei Kriterien definitiv ausschliessen konnte :)

Nach der Ciudad Perdida ist man (oder besser: ich) total am Ende und wuenscht sich nur ein bisschen Sonne, um nach sechs Tagen endlich die nassen Sachen trocknen zu koennen. Deshalb: Auf ans Meer! Im Tayrona-Nationalpark findet man alles, was man so braucht… Sonne, weisser Strand, tuerkises Meer, Abgeschiedenheit und … Vogelspinnen :) Eine davon hatte ich nach einer Nacht in der Haengematte in den Haaren (leichte Gleichgewichtsprobleme haben das arme Tier wohl nicht unter dem Palmendach gelassen, wo es eigentlich hingehoert!).

Von dort aus ging es fuer uns dann weiter nach Cartagena, eine der bisher schoensten Staedte auf unserer Reise. Dort findet man noch richtig charmante kleine Gaesschen mit alten Kolonialhaeusern und es ist so heiss, dass man sich praktisch 24 Stunden am Tag an den Nordpol wuenscht… :) Also im positiven Sinn…

Ganz in der Naehe kann man am Playa Blanca ein bisschen die Seele baumeln lassen und sich wie Robinson Crusoe fuehlen. Wir hatten den gesamten Strand quasi fuer uns allein und man fragt sich die ganze Zeit warum man eigentlich noch zurueckfahren sollte :)

Unsere naechste Station Medellín im Zentrum Kolumbiens war lange als eine der gefaehrlichsten Staedte der Welt verschrien in der Drogengangs um den beruehmten Baron Pablo Escobar ihr Unwesen trieben. Heute kann man sich dort genauso sicher oder unsicher bewegen wie in jeder anderen beliebigen Grossstadt. Obwohl die Stadt Boteros (bekannt fuer seine wohlproportionierten Kunstwerke) inzwischen eine quirlige und frische Metropole ist, konnte es das schlechte Image noch nicht ganz loswerden. Das muss ich an dieser Stelle zur Verteidigung Medellíns mal vorbringen :)

Fuer mich ging es nach einigen Tagen dann auch schon weiter nach Quito, wo ich zur Zeit in einem Hilfsprojekt fuer Maedchen und junge Muetter mitarbeite: Als Mamita, grosse Schwester und manchmal auch PR-Fachfrau :)

La próxima vez: Bienvenidos a Ecuador!

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Outdoorparadies Venezuela

Bis vor kurzem konnte ich mir unter Venezuela noch recht wenig vorstellen. Man erfaehrt zwar ab und zu etwas ueber die bolivarischen Grossplaene und Provokationsversuche des Staatspraesidenten Hugo Chávez, bekommt vielleicht noch ein paar Informationen zur Erdoelfoerderung und hoert von den problematischen Beziehungen zum Nachbarland Kolumbien. Das war es dann meist aber auch schon.

Wir sind (Moment, ich muss kurz in meinem Reisepass blaettern) am 20. August von Brasilien aus nach Venezuela eingereist (Ja, ich weiss… das ist schon ein bisschen her… mea culpa :)). Das erste, was man im Land selbst kennenlernt ist der florierende Schwarzmarkt, der einen fast dreimal hoeheren Wechselkurs bietet als der gewoehnliche Geldautomat.

Deshalb sind wir ganz abenteuerlich mit brasilianischen Reals bepackt (ich hatte das Geld ueberall versteckt… es sind vermutlich immer noch gewisse Geldscheine mit Schweissflecken im Umlauf :)) in das kleine Staedtchen Santa Elena gekommen, wo uns sofort an jeder Strassenecke mehr oder weniger zwielichtige Geldwechselgestalten angesprochen haben.

Nach dem Motto „wenn schon illegal, dann auch richtig“ haben wir uns mit drei rauchenden grimmigen Maennern in ein Hinterstuebchen begeben und dann unter strengen Augen unser Geld auf den Tisch gezaehlt… Bloederweise haben wir uns dabei beide verrechnet und den guten Maennern zuviel gegeben, worauf sie uns aber gleich auf den Fehler aufmerksam gemacht haben. Wie schoen, dass es auch in diesem Metier ehrliche Menschen gibt! :)

Nach der Wechselaktion hatten wir noch mehr Geld bei uns (dort wird ja gleich immer mit Tausendern bezahlt) und ich konnte zum ersten Mal in meinem Leben ein kleines Geldbad nehmen :)

Von Santa Elena aus haben wir dann auch gleich unsere erste sechstaegige Tour mit dem Ziel Mount Roraima gestartet. Dieser Berg gehoert zu einer Kette von Tafelbergen, auf denen sich endemische Arten erhalten und entwickelt haben, da die Natur von aeusseren Einfluessen relativ unberuehrt ist. So findet man dort zum Beispiel schwarze Froesche, die laufen statt zu huepfen oder jede Menge einmaliger Pflanzen und Voegel.

Nachdem man sich zwei Tage durch sintflutartige Regenfaelle (meine Schuhe mueffeln immer noch), trockene Savanne und Insektenschwaerme (die sogenannten Puripuris sehen aus wie kleine schwarze Fliegen und stechen immer, ueberall und ueberallhin; ausserdem sind sie immun gegen jedes Insektenspray) geschleppt hat, erwartet einen ein steiler Aufstieg durch einen kleinen Regenwald, ueber eine Geroellhalde und unter Wasserfaellen hindurch.

Danach – voilá – der Berg! Eine schwarze Mondlandschaft in der das Wetter sich jeden Augenblick aendern kann und man nachts vor lauter Kaelte schon mal saemtliche mitgebrachte Klamotten anziehen muss. Aber trotzdem entschaedigt einen dieser Anblick fuer alle Strapazen unterwegs und wenn man nach sechs Tagen schliesslich wieder im Jeep sitzt, dann kann man eigentlich nur stolz auf sich sein und traut sich sogar fast den Ironman zu :)

Unsere zweite Tour ging im Anschluss daran zu den beruehmten Angel Falls, den hoechsten Wasserfaellen der Welt. Schon die Anfahrt bzw. der Anflug sind abenteuerlich: Man fliegt von Ciudad Bolívar aus (uebrigens eines der sympathischsten Staedtchen bisher) mit einer kleinen fuenfsitzigen Maschine ueber absolut beeindruckenden Regenwald in das Naturschutzgebiet Canaima, wo einen neben den eben erwaehnten Wasserfaellen auch weitere Tafelberge und unberuehrte Natur erwarten.

Dort durften wir auch filmreif hinter/unter tosenden Wasserfaellen vorbeilaufen, was aber wegen der Kaelte und dem das-Wasser-erschlaegt-mich-Gefuehl nur halb so romantisch war wie gedacht :) Und auch die Haengemattenuebernachtung vor den Angel Falls wurde durch graessliche sodbrennenbedingte naechtliche Wuergelaute meines Haengemattennachbarn etwas beeintraechtigt, aber dafuer war der darauf folgende Sonnenaufgang einfach einmalig!

Tour Nummer drei (ihr seht, es gibt viel zu erleben :)) ging danach in die Sumpfgebiete Venezuelas, los Llanos. Man fuehlt sich dort sofort wie im frueheren Wilden Westen (bis auf die Schiessereisachen und so :)) und so habe ich einen Basiskurs im Kuehemelken absolviert und bin virtuos auf meinem immer folgsamen Ross durch die Landschaft galoppiert, will heissen der Gaul hat sich beim Schritttempo einfach immer dem Vorderpferd angepasst und meine Schreie und verzweifelten Stoppversuche ignoriert.

Auf unseren Ausfluegen mit dem Kanu/Pferd/Jeep haben wir dank unseres Naturburschenguides Tony neben Anakondas und Boas auch Delfine, Urzeitschildkroeten und Ameisenbaeren zu Gesicht bekommen und eigenhaendig Piranhas gefangen (hoert sich in dem Zusammenhang etwas komisch an :)). Leider hatten wir am Schluss noch eine kleine Auseinandersetzung, da er sich jeden Abend auf unsere Kosten gut einen hinter die Binde gekippt hat - vielleicht wollte er sich einfach nur Mut fuer den naechsten Tag antrinken :)

Wenn man nach all den Strapazen ein wenig entspannen moechte, dann ist die venezolanische Karibikkueste der sogenannte „place to be“. Weisse Traumstraende, Palmen, tuerkises Meer, Hunderte von Delfinen, Schnorchelparadies…

… wenn nur nicht die venezolanischen Touristen waeren (Auslaender trifft man dort eher selten), die am Wochenende wie Heuschrecken ueber die Straende herfallen und immer drei wichtige Kriterien erfuellen: Sie kommen im Familienverbund, sie konsumieren moeglichst frueh moeglichst viel Bier (am besten im Wasser stehend) und sie lieben es wie Sardinen nebeneinander zu liegen. Dort entwickelt man als europaeischer Tourist schnell den beruehmten Scheuklappenblick, der alle oeligen und bierbaeuchigen Subjekte einfach ausblendet :)

Das unbekannte Venezuela hat mich auf jeden Fall sofort begeistert. Wenn man das Naturabenteuer sucht und nicht das Gefuehl haben will, dass halb Europa auch schon da ist oder war, dann sollte man sich schnellstens in ein Flugzeug nach Caracas setzen (die Stadt ist uebrigens besser als ihr Ruf!) und eine Tasche voll Euros fuer die netten Schwarzmarkthaendler bereithalten.

Dranbleiben lohnt sich (das Fernsehen hat mich offensichtlich nachhaltig gepraegt! :)), denn das naechste Mal geht’s ab ins wilde Kolumbien!

Hasta pronto!

Montag, 17. August 2009

Dschungelkoenige

So. Wir sind wieder da. In der Zivilisation. Mit festem Boden unter den Fuessen. Wer weiss: Vielleicht werde ich ja die taegliche Reis-und-Bohnen-Mahlzeit bald vermissen. Aber vorerst heisst es fuer die naechste Zeit erst einmal Bett statt Haengematte und fliessendes Wasser statt Fluss :)

Wir sind gerade in Manaus, einer Millionenstadt mitten im brasilianischen Regenwald, die als duty-free-Zone viele Schnaeppchenjaeger anlockt und in der man - wie uns Einheimische versichert haben - besonders gut seine Versace-Grosseinkaeufe erledigen kann.

Um nach Manaus zu kommen hat man zwei Moeglichkeiten. Entweder man nimmt ein Flugzeug oder man entscheidet sich fuer eine 6-taegige Bootsfahrt auf dem Amazonas (die preiswertere und "authentischere", aber auch anstrengendere Wahl). Um einen guten Platz fuer seine Haengematte zu bekommen, sollte man schon mehrere Stunden vor der Abfahrt auf dem Schiff sein und sich ab diesem Zeitpunkt am besten auch ununterbrochen in seiner Haengematte aufhalten, weil die meisten Brasilianer sich ohne zu fragen gerne ueber oder unter einen haengen.

Waehrend so einer Fahrt kommt man schnell und unkompliziert mit den Leuten ins Gespraech und ich habe von einer tapferen Brasilianerin sogar ein paar Tanzstunden bekommen :) Leider faellt man als Auslaender aber auch auf und muss gerade bei den vielen Zwischenstopps unterwegs gut auf sein Gepaeck aufpassen. Mir wurden z.B. kurzzeitig meine Flipflops geklaut. Zum Glueck konnte ich den Dieb aber stellen, weil der dreisterweise meine Schuhe auch noch an hatte... unglaublich :)

Wir wollten uns zum Einstieg nicht gleich die volle Amazonasschifffahrtsdosis geben und haben die Fahrt deshalb fuer ein paar Tage in Alter do Chao, einem kleinen Aussteigerdorf mit Karibikflair, unterbrochen. Von dort aus kann man Touren in den nahe gelegenen Nationalpark buchen oder einfach nur entspannen :) Aber wie oft hat man schon die Moeglichkeit in einer indigenous community zu uebernachten? Deswegen ging's fuer uns ab in den Regenwald :)

Nach einer naechtlichen Dschungeltour mit einem Crocodile Dundee-Naturburschen, der uns spontan einen Kaiman aus dem Wasser gefischt hat und einer Tour durch den Regenwald (eigentlich ist laut unserem einheimischen Guide quasi jede Pflanze irgendeine Medizin oder sonstwie verwendbar) wissen wir jetzt:

1. Man sollte sich nie mit drei franzoesischen Hippies in den Regenwald wagen, weil man sonst dazu genoetigt wird den Puls von Pflanzen zu fuehlen oder jeden zweiten Baum zu umarmen.
2. Kroeten koennen Kaninchengroesse haben. Spinnen auch.
3. Moderne Toiletten sind ueberbewertet. Es lebe das gute alte Plumsklo!

Aber auf jeden Fall ist so ein Dschungeltrip eine super Erfahrung. Obwohl man als verwoehnter Europaeer dann schon froh ist, wenn man wieder an der Toilettenspuelung ziehen kann oder einem nicht jeder Nachbar in die Freiluftdusche schauen kann :)

Nach Manaus geht es fuer uns morgen weiter nach Boa Vista im Norden Brasiliens und Ende der Woche dann nach Venezuela.

Mit dem Bus... :)

Sonntag, 2. August 2009

Das grosse Transport-ABC

Wir haben in den letzten 19 Tagen mehr als 2.000 Kilometer zurueckgelegt und dabei viel ueber die verschiedensten brasilianischen Fortbewegungsmittel gelernt. Deshalb fuer euch hier und jetzt das ABC des oeffentlichen Nahverkehrs :)

Stadtbus: Nicht zu verwechseln mit der gemeingefaehrlichen und arktisch klimatisierten Ueberlandvariante. Verkehrt haeufig entweder ueberhaupt nicht oder in der Kolonne. Wird durch wildes Winken am Strassenrand angelockt. Bei besonderen Anlaessen koennen filmreife Polizeirazzien auftreten.

Buggy: Wird vorzugsweise in Duenenlandschaften von Nationalparks eingesetzt. Die Vierradantriebsvariante des tiefergelegten deutschen Golfs. Wird von Einheimischen gerne als Statussymbol spazieren gefahren und akribisch gepflegt. Besonders gerne zu nachtschlafener Zeit und dann ausschliesslich bei laufendem Motor, um die Nachbarn des gesamten Landkreises neidisch zu machen.

Speedboot: Was James Bond kann, koennen wir schon lange! Wird fast ausschliesslich von zahlungskraeftigen Touristen genutzt, um in kuerzester Zeit (und in schickem orangen Rettungswestenoutfit) alle Regenwaldwasserstrassen abzuklappern, moeglichst viele Bilder zu machen und sich ein wenig am Adrenalinkick zu berauschen. Vorsicht! Auch bei ruhigem Flusswasser besteht Seekrankheitsgefahr!

Ueberlandbus: Wird gerade bei laengeren Strecken gerne fuer Nachtfahrten genutzt. Nachdem man die hermetisch abgeriegelte Fahrerkabine passiert hat, sollte man auf einen Platz achten, der eine Mindestentfernung von 3 Meter zur Toilette hat. Andernfalls besteht akute Geruchsbelaestigung durch permanente WC-Ausduenstungen! Waehrend der Fahrt fallen 80 Prozent der Fahrgaeste haeufig in eine voruebergehende Kaeltestarre, da sich die mittlere Temperatur innerhalb des Busses bei ca. 10 Grad bewegt. Kurzzeitige Hitzeschocks beim Betreten der 50 Grad heissen Toilette moeglich.

Privattaxi: Beliebte Abzockvariante in laendlichen Gebieten. Man nehme vier zahlungskraeftige Touristen mit schwerem Gepaeck und staple sie moeglichst effektiv in den kleinsten auffindbaren Fiat. Danach faehrt man sie quer durchs Land und uebertoent ihre Protest- und "Meine Beine sterben ab"-Rufe mit lauter Musik.

Taxis: VW-Bus, der zwischen kleineren Doerfern als Fortbewegungsmittel eingesetzt wird. Physikalisch nicht erklaerbar, aber: Innen groesser als aussen. Vor allem Einheimische jenseits der 60 sprengen gerne jede Kapazitaetsgrenze indem sie sich mit saemtlichen Einkaeufen auf die letzten freien zwei Zentimeter setzen. Wie war nochmal die Mindestkaefiggroesse fuer Legebatteriehuehner? :)

Fortsetzung folgt demnaechst... dann mit lustigen Geschichten von unserer Amazonastour! :)

Mittwoch, 22. Juli 2009

Brasilien ist anders...

... nicht nur, dass man fuer sehr wenig Geld sehr gut essen und trinken kann (ich bin auf dem besten Weg krabbensuechtig zu werden und die unschlagbaren Caipirinha-Preise von umgerechnet 33 Cent waeren der Tod aller deutschen Flatratepartys!)...

Nein - hier geht die Sonne aus aequatortechnischen Gruenden einfach schon um 18 Uhr unter (bei der Erdachsenproblematik hab ich damals in Erdkunde leider nicht so gut aufgepasst :)) und man kann auch mit Sonnencreme LSF 50 den Sonnenbrand seines Lebens bekommen! Ja - Verbrennungen IM Bauchnabel sind moeglich!!

Alle Leiden und Wehwehchen kann man aber sehr gut an den traumhaften Reiseprospektstraenden wie in Praia de Pipa auskurieren. Kein Wunder, dass hier schon so mancher ehemaliger Tourist einfach haengengeblieben ist (die Menge an Dreadlockstragenden und taetowierten Surfern ist ist der Beweis!).

Wo sonst kann man mit Delfinen und Riesenschildkroeten schwimmen und sich (vorsichtshalber im Schatten :)) an Kapuzineraeffchen (ob lebendig oder als Tattoo - die Leute hier haben eine seltsame Vorliebe fuer Tiermotive aller Art) und allen moeglichen exotischen Schmetterlingen und Voegeln erfreuen?

Kurz: Praia de Pipa ist DER Ort, um einfach einmal gnadenlos zu entspannen und das Leben zu geniessen!

Morgen werden wir allerdings schon wieder on the road gehen und nach ca. 9 Stunden und hoffentlich ohne groessere Pannen (die Busfahrten hier erinnern ein wenig an Kamikaze auf vier Raedern und die Busfahrer sind allesamt vom Gaspedal besessene Wilde - so meine Theorie :)) Fortaleza erreichen.

Dort findet am Wochenende einer der beruechtigten brasilianischen off-season Karnevals statt. Und wir sind dabei!! Als alter Faschingsfan werde ich gleich mal kulturelle Vergleichsstudien anstellen, angefangen bei Speis und Trank!

Drueckt uns die Daumen fuer die Fahrt, meine brauche ich um mich im Sitz festzukrallen :))

Tudo muito bem em Brasil! :)

Montag, 22. Juni 2009

a song to say goodbye

Ich fühle mich wie ein Rockstar.

Große Abschiedstour durch Deutschland, verwüstete Wohnung, Haufenprinzip, Kabellimbo, kurze Tage & lange Nächte. Jetzt muss nur noch der passende Abschiedssong her! Klar - es sind nur sechs Monate Südamerika, aber mit so ein bißchen Tamtam kommt gleich noch mehr Vorfreude und Fernweh auf.

Bevor es aber endgültig losgeht, müssen noch einige Dinge erledigt werden:

    • Meine Spanischkenntnisse sollten ein verständigungssicheres Niveau erreichen :)
    • Die Portugiesischkenntnisse auch! Noch ist nämlich noch gar nichts tudo bem...
    • Frühjahrsputz in meiner Wohnung beenden, um diese wieder begehbar zu machen (ich bin schon kurz davor die Nummer der Putzteufel-Reinigungsunterstützer zu wählen, Hilfe!!)
    • Auch extrem wichtig: endlich Licht in das Versicherungschaos bringen und eine Auslandsreisekrankenversicherung abschließen bzw. Erste-Hilfe-Grundkenntnisse auffrischen, um mich im Zweifelsfall schwäbisch-sparsam selbst behandeln zu können :)
    • Noch viel wichtiger: meinen Ausstand organisieren und noch einmal mit meinen Lieben ein paar Runden Abschiedskaffee trinken

Nachdem ich bis vor kurzem das ganze Südamerika-Thema noch völlig verdrängt hatte, kommt jetzt in der heißen Reisevorbereitungsphase endlich das ganz große Fernweh-Kribbeln auf. Flugzeuge im Bauch eben :)

Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass meine kleine 30qm-Wohnung mittlerweile schon mit allen möglichen Reiseutensilien wie Rucksack, Wanderschuhe, Umzugskartons, Reiseführer etc. vollgestopft ist.

So eine größere Reise hat aber vor allem auch den praktischen Nebeneffekt, dass man endlich genug Zeit hat, seine Habseligkeiten durchzuschauen und Überflüssiges auszumisten. Noch besser: ein paar kritische Freunde einladen, die nicht auf die verzweifelten Zwischenrufe (das lese ich bestimmt noch!) reagieren.

Von allen unnötigen materiellen Dingen befreit freue ich mich jetzt auf den Countdown!

Den nächsten Post gibt es dann schon aus Brasilien. Also: nicht verpassen! :)

Donnerstag, 14. Mai 2009

Bayern - Brasilien - Bolivien

... vom Weißwurstäquator zum offziellen Äquator.

Das optimistische Ziel: 12 Länder in 6 Monaten.

Kann man sich darauf vorbereiten? Ein bißchen schon...

Da uns Bayern ja schon außerhalb des eigenen Landkreises keiner mehr versteht, sind wir von Natur aus polyglott. Trotzdem habe ich im Vorfeld (vhs sei Dank) noch ein paar absolut überlebensnotwendige Vokabeln gelernt: „Conejito de indias“ (Versuchskaninchen), „pichichi“ (Torjäger) oder „hongos en los pies“ (Fußpilz) zum Beispiel.

Und auch die Info, dass Meerschweinchen mit acht Monaten am besten schmecken wird vor Ort sicher sehr nützlich sein (ich möchte ja keine B-Ware angedreht bekommen :)). Dabei lässt sich dann gleich überprüfen, ob wirklich ALLES nach Hühnchen schmeckt (Vogelspinnen etc.), zumindest heißt es das ja immer!

Achtung, Klischee: Das Frauenproblem Gepäck habe ich noch nicht endgültig gelöst, aber der Stapel mit potenzieller Reisekleidung wird wenigstens nach und nach kleiner. Vielleicht werde ich hier mal die "Universal Packing List" http://upl.codeq.info/ zu Rate ziehen müssen :)


Um an dieser Stelle mögliche männliche Leser nicht zu verjagen - Themawechsel... und erst einmal...

... die geplante Reiseroute im Schnelldurchlauf:

Wir starten am 15. Juli in Recife, im Nordosten Brasiliens. Von dort aus geht es an der Küste entlang nach Fortaleza und schließlich Belém.

Auf dem Weg dorthin soll es ein paar außerplanmäßige Karnevalsparties geben. Die Brasilianer feiern eben einfach zu gern und so lässt sich die Zeit bis zum eigentlichen Karneval im Februar leichter überbrücken. Kommt uns natürlich sehr gelegen! Meiner unbeweglichen deutschen Hüfte eher weniger :)

Danach gibt es entweder die Möglichkeit weiter nach Norden über Französisch-Guayana, Surinam und Guayana nach Venezuela zu reisen oder das ganze von Süden her durch den Amazonas und über Manaus zu probieren.

Wir werden uns einfach überraschen lassen und schauen, was sich so ergibt. Danach gönnen wir uns dann eventuell (je nach Geld, Zeit und Transportmöglichkeit) einen kurzer Abstecher auf eine der karibischen Inseln, um anschließend über Kolumbien nach Ecuador einzureisen.

Dort werde ich zwei Monate lang in der Hauptstadt Quito als Volunteer in einem Frauenhaus arbeiten und mich um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Den Link findet ihr hier
http://www.talita-kumi.org/

Ab November führt unsere Route dann von Ecuador aus weiter über Peru, Bolivien, Chile, Argentinien und Paraguay wieder nach Brasilien, wo es von Rio de Janeiro am 13. Januar zurück nach Deutschland geht.

Es wäre schön, wenn ihr uns auf dieser Südamerikatour ein wenig begleitet und ab und zu etwas auf meiner Seite postet. Ich werde auch versuchen, möglichst regelmäßig zu schreiben!

Einzige Hinderungsgründe: Guerillas, Malaria und ein fehlender Internetanschluss!!!

Hasta la próxima!