Mittwoch, 25. Mai 2011

Scholle und Kaviar

Eine schmale Zugtrasse verbindet das ebenso schmale Sylt mit dem norddeutschen Festland. Der so genannte Hindenburgdamm wurde Anfang des 20. Jahrhunderts geschaffen, um dem Tourismus Tür und Tor zu öffnen und kaufkräftige erholungsbedürftige Landratten anzulocken. Dies klappte so gut, dass die Insulaner schon bald über eine zunehmende Verrohung der Sitten klagten und die Zahl unehelicher Kinder rapide zunahm.

Auch heute noch ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der nordfriesischen Insel, die gefühlt über mehr Strandkörbe als Einwohner verfügt und eins der ersten deutschen Naturschutzgebiete sein eigen nennt. Ornithologen kommen auf Sylt genauso auf ihre Kosten wie Freikörperkultler und Feinschmecker: Da schwimmt die Scholle nicht nur in Butter- und Safransauce, sondern auch der deutsche Prominente im Geld. Denn wer es schafft ein reetgedecktes Häuschen in guter Lage zu erwerben, der könnte sich über Nachbarn wie Boris Becker oder Dr. Michael Otto, aktuell einer der reichsten Deutschen, freuen. Man bleibt auf Sylt gerne unter sich, auch wenn die Insel bis heute zu den beliebtesten deutschen Reisezielen zählt und sich diese Popularität durchaus im Preisniveau niederschlägt.

Doch das kleine Eiland ist bedroht: Sturmfluten führten in der Vergangenheit immer wieder dazu, dass Inselteile kurzzeitig abgetrennt wurden und die Gefahr eines Inselbruchs bestand. Aus diesem Grund wird bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts versucht, die Gesamtfläche Sylts durch Holzpfähle und Schutzmaßnahmen zu erhalten. Heute wird in regelmäßigen Abständen ein Gemisch aus Kies und Sand vor den Küsten aufgeschüttet, um die Erosion des wertvollen Bodens zu verhindern. Insulaner und Umweltschützer fürchten allerdings, dass es durch die globale Erwärmung in den nächsten Jahren zu einer Häufung starker Sturmfluten kommen könnte, die vorausschauende und umfassende Schutzmaßnahmen unerlässlich macht.

Finanziert werden diese Bemühungen vor allem durch den Tourismus. Sylt ist als größter norddeutscher Insel mit prominenter Bewohnerschaft die mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit sicher.

In diesem Sinne: „… ich will zurück nach Westerland!“.