Montag, 10. Mai 2010

Buenos Aires - mon amour...

Paris. Die Stadt der Liebe und der schönen Künste. Das Paris Südamerikas heisst Buenos Aires und kann sich mühelos mit seinem europäischen Pendant messen.

Die argentinische Hauptstadt gilt als Schmelztiegel vieler Kulturen und auch heute noch sind die Einflüsse der europäischen, asiatischen und afrikanischen Immigranten deutlich spürbar: Little Armenia, Chinatown oder Korea- und Boliviatown tragen zum Bild der flirrenden und lebendigen 12-Millionen-Stadt ebenso bei wie die 35 Kilometer lange Avenida Rivadavia, die erst bei Hausnummer 16.000 endet.

Überhaupt betonen die Portenos genannten Einwohner von Buenos Aires gerne die Superlative "ihrer" Stadt: Am breitesten Fluss der Erde (45 Kilometer), dem Río de la Plata, gelegen, bildet das quadratische Raster von mehr als 100.000 Strassenblocks das grösste Schachbrettmuster der Welt.

25.000 Rinder werden in Buenos Aires wöchentlich geschlachtet, um für den mittäglichen Ansturm gerüstet zu sein und nicht zuletzt gelten die ehemaligen Spelunken des Hafenviertels La Boca als ein verbürgter Geburtsort des Tango, dem "traurigen Gedanken, den man tanzen kann".

Die Stadt hat Atmosphäre und das spürt man nicht nur während eines Spaziergangs über einen der zahlreichen und bunten Sonntagsmärkte.

Gerade bereitet sich Buenos Aires auf die Party des Jahres vor - die Feier der Unabhängigheit vor 200 Jahren.

Ein Fest der Superlative ist angekündigt. Was hat man von Argentiniens Hauptstadt auch anderes erwartet?

Wer sich noch ein bißchen über Argentinien und Buenos Aires informieren möchte, der findet hier ein paar interessante Links:
http://www.lonelyplanet.com/argentina
http://wikitravel.org/en/Argentina

Freitag, 12. März 2010

Boliviens Silberfluch

In der bolivianischen Stadt Potosí lebt man vom Silber. Das Edelmetall liegt tief im Inneren des Cerro Rico ("Reicher Gipfel") verborgen und wird auch heute noch unter denselben unmenschlichen Arbeitsbedingungen gefördert wie vor 150 Jahren, als Potosí zu den grössten und bedeutendsten Städten der Welt zählte.

Ein paar Stangen Dynamit, ein Beutel voller Kokablätter und Alkohol - das sind die "Gastgeschenke", die man den Minenarbeitern mitbringt, wenn man sich in die über 200 Stollen des ausgehöhlten Bergs wagt.

"Die ältesten Schächte sind bis zu 400 Jahre alt", erklärt und unser Guide José. "Jährlich sterben rund 40 Bergarbeiter durch herabfallende Felsbrocken oder sie stürzen in einen der nicht abgesicherten Tunnel und verletzen sich lebensgefährlich." Arbeitsschutz oder Gewerkschaftsunterstützung sind für die rund 11.000 "mineros" nur leere Worte.

Auch trägt kaum ein Kumpel einen Mundschutz oder entsprechende Schutzkleidung und so sind die Männer, die meist schon mit 13 Jahren ihren lebenslangen Dienst im Stollen antreten, den Gefahren der Mine schutzlos ausgeliefert. Ihr grösster Feind ist das fast unsichtbare Siliziumpulver, das sich bei jeder noch so kleinen Erschütterung in der Luft verteilt und zu Lungenkrebs und einem frühen und qualvollen Tod führt.

Schutz erbitten sich die Männer vom "Onkel" der Mine, einer mannshohen Teufelsfigur, der in regelmässigen Abständen Koka oder Alkohol geopfert werden, um den Geist des Stollens gnädig zu stimmen. Die Luft in den Schächten ist dünn, die Arbeit schwer. "Ein Arbeiter braucht rund fünf Stunden, um ein etwa 10 Zentimeter langes Loch in den Fels zu schlagen, um dort später das Dynamit anzubringen."

José spricht auch ganz offen über die Versäumnisse der Regierung. "Bisher hat sich an den Arbeitsbedingungen der Bergmänner wenig geändert. Der Präsident hat sie vergessen."

Noch ein paar Schritte, Licht, man verlässt den Stollen. Die Luft ist kühl, es riecht nach Staub und Dynamit. Für heute können wir durchatmen, doch für die Männer in der Mine geht die Schicht weiter.

"Der Cerro Rico ist mein Leben. Schon mein Vater und Grossvater haben hier gearbeitet und ich kann mir keinen anderen Job für mich vorstellen", erzählt Matias (21) und nimmt einen kräftigen Schluck aus einer Flasche mit der Aufschrift "96% Alkohol".

"Und wie die meisten von uns habe ich keine andere Wahl."

Samstag, 27. Februar 2010

El Niño, die schöne Bescherung

Die Inkaruinen von Machu Picchu sind das Highlight jeder Perureise. Für viele Touristen, die das Land zwischen Ende Januar und Anfang April 2010 besucht haben oder noch besuchen werden, fällt der Besuch des UNESCO-Weltkulturerbes buchstäblich ins Wasser. Zugverbindungen und Strassen in der Region wurden in den vergangenen Wochen durch anhaltende Regenfälle entweder unterspült oder komplett zerstört.

El Niño lässt grüssen.

Das Wetterphänomen, das in regelmässigen Abständen von drei bis sieben Jahren das weltweite Klima durcheinanderbringt, trifft Peru jedes Mal am stärksten. Der vermehrte Niederschlag, der das Land überschwemmt, bleibt in Ostasien und Australien aus, was in diesen Regionen zu Trockenheit und Dürren führt.

Bis heute sind die genauen Ursachen dieser Klimaveränderung ungeklärt, das bei seinem vorletzten Auftreten im Jahr 2002/2003 in Peru mindestens 18 Menschenleben forderte und rund 6000 Häuser zerstörte.

Auch das Jahr 2009/2010 ist wieder ein El-Niño-Jahr, was bedeutet, dass es plötzlich in sonst staubtrockenen Wüstenregionen zu Überschwemmungen kommt und mehrere Tausend Menschen allein in Peru obdachlos geworden sind und nun in hastig errichteten Notunterkünften auf finanzielle Unterstützung der Regierung hoffen.

Bisher leider vergeblich.

Gringo - Peruaner - Bolivianer - Indígena?

Ich sitze im Nachtbus vom peruanischen Nasca in die Grossstadt Arequipa und friere. Der Grund? Alle warmen Decken sind ausschliesslich für Fahrgäste der 1. Klasse reserviert und die Klimaanlage kühlt den Bus unerbittlich auf ungemütliche 10 Grad herunter. Mein verzweifeltes Bitten und Betteln beim Buspersonal bleibt erfolglos und so wird in der 2. Klasse in dieser Nacht viel geschimpft und viel gefroren.

Zweiklassengesellschaft Peru.

Reist man ein paar Wochen durch Südamerika, so fällt auf, dass sich gerade die beiden Andenstaaten Peru und Bolivien auch heute noch mit der Gleichstellung ihrer indigenen Bevölkerung abmühen, deren Mitglieder in diesen Ländern immerhin rund 45 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.

Die Ureinwohner und Nachfahren der Inka leben meist von den kargen Erträgen einer kleinen Landwirtschaft oder sind in die Ballungsgebiete um Lima und La Paz migriert, um ihren Kindern durch ihre Arbeit als halb-legale, geduldete Strassenverkäufer oder Schuhputzer ein besseres Leben ermöglichen zu können.

Die meisten der Indígenas sind Analphabeten und sind auch heute noch in allen wichtigen und prestigeträchtigen Ämtern unterrepräsentiert.

Als Folge dessen grenzen sie sich bewusst durch ihre Sprachen (Aymara in Bolivien und Quechua in Peru), ihre Traditionen und Trachten von den spanisch-stämmigen Bürgern ab.

Mit der Wahl von Evo Morales zum Staatspräsidenten Boliviens ist im Jahr 2005 erstmals in der Geschichte des Landes ein Indígena-stämmiger Kandidat an die Macht gekommen - eine Position, die er bis heute inne hat.

Vielleicht ja ein erster Schritt in die richtige Richtung?