Samstag, 27. Februar 2010

El Niño, die schöne Bescherung

Die Inkaruinen von Machu Picchu sind das Highlight jeder Perureise. Für viele Touristen, die das Land zwischen Ende Januar und Anfang April 2010 besucht haben oder noch besuchen werden, fällt der Besuch des UNESCO-Weltkulturerbes buchstäblich ins Wasser. Zugverbindungen und Strassen in der Region wurden in den vergangenen Wochen durch anhaltende Regenfälle entweder unterspült oder komplett zerstört.

El Niño lässt grüssen.

Das Wetterphänomen, das in regelmässigen Abständen von drei bis sieben Jahren das weltweite Klima durcheinanderbringt, trifft Peru jedes Mal am stärksten. Der vermehrte Niederschlag, der das Land überschwemmt, bleibt in Ostasien und Australien aus, was in diesen Regionen zu Trockenheit und Dürren führt.

Bis heute sind die genauen Ursachen dieser Klimaveränderung ungeklärt, das bei seinem vorletzten Auftreten im Jahr 2002/2003 in Peru mindestens 18 Menschenleben forderte und rund 6000 Häuser zerstörte.

Auch das Jahr 2009/2010 ist wieder ein El-Niño-Jahr, was bedeutet, dass es plötzlich in sonst staubtrockenen Wüstenregionen zu Überschwemmungen kommt und mehrere Tausend Menschen allein in Peru obdachlos geworden sind und nun in hastig errichteten Notunterkünften auf finanzielle Unterstützung der Regierung hoffen.

Bisher leider vergeblich.

Gringo - Peruaner - Bolivianer - Indígena?

Ich sitze im Nachtbus vom peruanischen Nasca in die Grossstadt Arequipa und friere. Der Grund? Alle warmen Decken sind ausschliesslich für Fahrgäste der 1. Klasse reserviert und die Klimaanlage kühlt den Bus unerbittlich auf ungemütliche 10 Grad herunter. Mein verzweifeltes Bitten und Betteln beim Buspersonal bleibt erfolglos und so wird in der 2. Klasse in dieser Nacht viel geschimpft und viel gefroren.

Zweiklassengesellschaft Peru.

Reist man ein paar Wochen durch Südamerika, so fällt auf, dass sich gerade die beiden Andenstaaten Peru und Bolivien auch heute noch mit der Gleichstellung ihrer indigenen Bevölkerung abmühen, deren Mitglieder in diesen Ländern immerhin rund 45 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.

Die Ureinwohner und Nachfahren der Inka leben meist von den kargen Erträgen einer kleinen Landwirtschaft oder sind in die Ballungsgebiete um Lima und La Paz migriert, um ihren Kindern durch ihre Arbeit als halb-legale, geduldete Strassenverkäufer oder Schuhputzer ein besseres Leben ermöglichen zu können.

Die meisten der Indígenas sind Analphabeten und sind auch heute noch in allen wichtigen und prestigeträchtigen Ämtern unterrepräsentiert.

Als Folge dessen grenzen sie sich bewusst durch ihre Sprachen (Aymara in Bolivien und Quechua in Peru), ihre Traditionen und Trachten von den spanisch-stämmigen Bürgern ab.

Mit der Wahl von Evo Morales zum Staatspräsidenten Boliviens ist im Jahr 2005 erstmals in der Geschichte des Landes ein Indígena-stämmiger Kandidat an die Macht gekommen - eine Position, die er bis heute inne hat.

Vielleicht ja ein erster Schritt in die richtige Richtung?