Montag, 17. August 2009

Dschungelkoenige

So. Wir sind wieder da. In der Zivilisation. Mit festem Boden unter den Fuessen. Wer weiss: Vielleicht werde ich ja die taegliche Reis-und-Bohnen-Mahlzeit bald vermissen. Aber vorerst heisst es fuer die naechste Zeit erst einmal Bett statt Haengematte und fliessendes Wasser statt Fluss :)

Wir sind gerade in Manaus, einer Millionenstadt mitten im brasilianischen Regenwald, die als duty-free-Zone viele Schnaeppchenjaeger anlockt und in der man - wie uns Einheimische versichert haben - besonders gut seine Versace-Grosseinkaeufe erledigen kann.

Um nach Manaus zu kommen hat man zwei Moeglichkeiten. Entweder man nimmt ein Flugzeug oder man entscheidet sich fuer eine 6-taegige Bootsfahrt auf dem Amazonas (die preiswertere und "authentischere", aber auch anstrengendere Wahl). Um einen guten Platz fuer seine Haengematte zu bekommen, sollte man schon mehrere Stunden vor der Abfahrt auf dem Schiff sein und sich ab diesem Zeitpunkt am besten auch ununterbrochen in seiner Haengematte aufhalten, weil die meisten Brasilianer sich ohne zu fragen gerne ueber oder unter einen haengen.

Waehrend so einer Fahrt kommt man schnell und unkompliziert mit den Leuten ins Gespraech und ich habe von einer tapferen Brasilianerin sogar ein paar Tanzstunden bekommen :) Leider faellt man als Auslaender aber auch auf und muss gerade bei den vielen Zwischenstopps unterwegs gut auf sein Gepaeck aufpassen. Mir wurden z.B. kurzzeitig meine Flipflops geklaut. Zum Glueck konnte ich den Dieb aber stellen, weil der dreisterweise meine Schuhe auch noch an hatte... unglaublich :)

Wir wollten uns zum Einstieg nicht gleich die volle Amazonasschifffahrtsdosis geben und haben die Fahrt deshalb fuer ein paar Tage in Alter do Chao, einem kleinen Aussteigerdorf mit Karibikflair, unterbrochen. Von dort aus kann man Touren in den nahe gelegenen Nationalpark buchen oder einfach nur entspannen :) Aber wie oft hat man schon die Moeglichkeit in einer indigenous community zu uebernachten? Deswegen ging's fuer uns ab in den Regenwald :)

Nach einer naechtlichen Dschungeltour mit einem Crocodile Dundee-Naturburschen, der uns spontan einen Kaiman aus dem Wasser gefischt hat und einer Tour durch den Regenwald (eigentlich ist laut unserem einheimischen Guide quasi jede Pflanze irgendeine Medizin oder sonstwie verwendbar) wissen wir jetzt:

1. Man sollte sich nie mit drei franzoesischen Hippies in den Regenwald wagen, weil man sonst dazu genoetigt wird den Puls von Pflanzen zu fuehlen oder jeden zweiten Baum zu umarmen.
2. Kroeten koennen Kaninchengroesse haben. Spinnen auch.
3. Moderne Toiletten sind ueberbewertet. Es lebe das gute alte Plumsklo!

Aber auf jeden Fall ist so ein Dschungeltrip eine super Erfahrung. Obwohl man als verwoehnter Europaeer dann schon froh ist, wenn man wieder an der Toilettenspuelung ziehen kann oder einem nicht jeder Nachbar in die Freiluftdusche schauen kann :)

Nach Manaus geht es fuer uns morgen weiter nach Boa Vista im Norden Brasiliens und Ende der Woche dann nach Venezuela.

Mit dem Bus... :)

Sonntag, 2. August 2009

Das grosse Transport-ABC

Wir haben in den letzten 19 Tagen mehr als 2.000 Kilometer zurueckgelegt und dabei viel ueber die verschiedensten brasilianischen Fortbewegungsmittel gelernt. Deshalb fuer euch hier und jetzt das ABC des oeffentlichen Nahverkehrs :)

Stadtbus: Nicht zu verwechseln mit der gemeingefaehrlichen und arktisch klimatisierten Ueberlandvariante. Verkehrt haeufig entweder ueberhaupt nicht oder in der Kolonne. Wird durch wildes Winken am Strassenrand angelockt. Bei besonderen Anlaessen koennen filmreife Polizeirazzien auftreten.

Buggy: Wird vorzugsweise in Duenenlandschaften von Nationalparks eingesetzt. Die Vierradantriebsvariante des tiefergelegten deutschen Golfs. Wird von Einheimischen gerne als Statussymbol spazieren gefahren und akribisch gepflegt. Besonders gerne zu nachtschlafener Zeit und dann ausschliesslich bei laufendem Motor, um die Nachbarn des gesamten Landkreises neidisch zu machen.

Speedboot: Was James Bond kann, koennen wir schon lange! Wird fast ausschliesslich von zahlungskraeftigen Touristen genutzt, um in kuerzester Zeit (und in schickem orangen Rettungswestenoutfit) alle Regenwaldwasserstrassen abzuklappern, moeglichst viele Bilder zu machen und sich ein wenig am Adrenalinkick zu berauschen. Vorsicht! Auch bei ruhigem Flusswasser besteht Seekrankheitsgefahr!

Ueberlandbus: Wird gerade bei laengeren Strecken gerne fuer Nachtfahrten genutzt. Nachdem man die hermetisch abgeriegelte Fahrerkabine passiert hat, sollte man auf einen Platz achten, der eine Mindestentfernung von 3 Meter zur Toilette hat. Andernfalls besteht akute Geruchsbelaestigung durch permanente WC-Ausduenstungen! Waehrend der Fahrt fallen 80 Prozent der Fahrgaeste haeufig in eine voruebergehende Kaeltestarre, da sich die mittlere Temperatur innerhalb des Busses bei ca. 10 Grad bewegt. Kurzzeitige Hitzeschocks beim Betreten der 50 Grad heissen Toilette moeglich.

Privattaxi: Beliebte Abzockvariante in laendlichen Gebieten. Man nehme vier zahlungskraeftige Touristen mit schwerem Gepaeck und staple sie moeglichst effektiv in den kleinsten auffindbaren Fiat. Danach faehrt man sie quer durchs Land und uebertoent ihre Protest- und "Meine Beine sterben ab"-Rufe mit lauter Musik.

Taxis: VW-Bus, der zwischen kleineren Doerfern als Fortbewegungsmittel eingesetzt wird. Physikalisch nicht erklaerbar, aber: Innen groesser als aussen. Vor allem Einheimische jenseits der 60 sprengen gerne jede Kapazitaetsgrenze indem sie sich mit saemtlichen Einkaeufen auf die letzten freien zwei Zentimeter setzen. Wie war nochmal die Mindestkaefiggroesse fuer Legebatteriehuehner? :)

Fortsetzung folgt demnaechst... dann mit lustigen Geschichten von unserer Amazonastour! :)